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Ein besonderes Wiedersehen

Nach 30 Jahren wollte ein ehemaliger Bewohner des Thomas Wiser Haus seine alte Gruppe sehen, und er hatte Glück, denn auch seine damalige Erzieherin arbeitet noch immer bei uns. 

Wie sehe ich meinen Aufenthalt fast 30 Jahre später im Thomas Wiser Haus?

Als ich 1990 mit 12 Jahren nach zwei Pflegeeltern und schwierigen familiären Verhältnissen ins Kinderheim musste, brach für mich erstmal meine Welt zusammen, da ich doch gerade erst wieder zu meiner Mutter kam und nun wieder weg sollte.

Zu Anfang war es für mich sehr schwer meine gewohnten Freiheiten aufzugeben, z.B durfte ich Zuhause solange weg wie ich wollte, da meine Mutter wenig Zeit für mich hatte, vom leiblichen Vater ganz zu schweigen. Schnell lernte ich die falschen Freunde kennen und es folgten erste Diebstähle, das Ganze ging solange gut bis ich erwischt wurde und die Polizei zu mir und meiner Mutter kam und sich das Jugendamt wieder mal einschaltete. Auch schwänzte ich ständig die Schule… Ja, das mit der Schule war nicht meine Lieblingsaktivität;-)

Die Eingewöhnung ins Kinderheim war sehr schwer für mich und es gab viele Tränen, klar, ich wollte wieder nach Hause zu meiner Mutter, aber immer mit gemischten Gefühlen, da meine Mutter zu dieser Zeit einen für mich blöden Freund hatte, der mich nicht besonders gut leiden konnte.

In der Zeit als es mir besonders schwer gefallen ist, mich an die neue Umgebung und die Regeln im Kinderheim zu gewöhnen, waren immer Erzieher und die anderen Kinder in der Gruppe da, die mir halfen diese Zeit zu überstehen und mich ablenkten. So gewöhnte ich mich langsam an mein neues Leben. Ich merkte das ich nicht mehr alleine bin wenn es mir nicht gut ging und die Enttäuschung, nur noch an Wochenenden bei meiner Mutter zu sein, verflog allmählich. Auch mit meinen Problemen, Ängsten und Sorgen war ich nicht mehr auf mich gestellt, es war immer wer da der mir zuhörte und mich auch mal in den Arm nahm. Meine Erzieher hatten wohl alle Hände voll zu tun mit mir da ich nicht immer einfach zu handhaben war.

Nach meiner Eingewöhnung im Kinderheim wollte ich dann auch gar nicht mehr so oft nach Hause, ich fühlte mich in meiner neuen Situation im Thomas Wiser Haus wohl, sicher und geborgen: kein Schreien, keine Gewalt. Auch gab es im Kinderheim immer tolle Freizeitaktivitäten wie Klettern, Kajak, Wandern. Das waren immer schöne Erlebnisse an die ich mich noch heute gerne erinnere. Leider war so etwas mit meinen leiblichen Eltern nicht möglich. 

Wenn ich nun nach knapp 30 Jahren zurückblicke kann ich sagen das ich dem Thomas Wiser Haus sehr dankbar  dafür bin, dass ich hier von sehr engagierten Erzieherinnen und Erziehern aufs Leben vorbereitet wurde.

Mittlerweile habe ich selbst seit 20 Jahren eine kleine Familie. Läuft!! 

Habe es besser gemacht als meine Eltern ;-)

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